Der Begriff lebenslanges Lernen ist eines der Buzz Words im Personalentwicklungsbereich und aus dem allgemeinen Duktus von Personalentwicklungsabteilungen nicht mehr wegzudenken. Doch was hat es wirklich damit auf sich und warum ist es so wichtig?
Der Begriff lebenslanges Lernen ist erstmal nicht wörtlich zu nehmen im unternehmerischen Kontext, sondern vielmehr eine Übertreibung der Aussage eines kontinuierlichen Lernens. Im Kern geht es um einen Lernansatz, der Mitarbeiter*innen langfristig und somit kontinuierlich begleitet und immer weiterbildet. Da in einer idealen Welt Mitarbeiter*innen nie mit ihrem Lernprogramm aufhören und sich ein Leben lang mit dem gleichen Programm weiterbilden, wird häufig von lebenslangem Lernen gesprochen. Jedoch endet das Lernprogramm eines/einer Mitarbeiter*in zumeist (es gibt auch seltene Ausnahmen) bei einem Jobwechsel in ein anderes Unternehmen und es beginnt ein neues Lernprogramm. Somit sollte eher von einem kontinuierlichen Lernen während eines Jobs gesprochen werden. Zudem sollten Mitarbeiter*innen bei einem kontinuierlichen Lernansatz nicht einfach eine One-Size-Fits-All Lösung erhalten, sondern individualisierte Lernpfade. Denn nur so ist das Lernen optimal auf die Mitarbeiter*innen abgestimmt und führt zu einem dauerhaften und nachhaltigen Lernerfolg. Und damit wären wir beim Marathon.

Unterschiedliche Fitnesslevel bedeuten unterschiedliche Trainingspläne
Lebenslanges Lernen kann mit dem Training eines/einer Marathon Läufer*in verglichen werden. Bei der Vorbereitung auf einen Marathon erstellt man sich zu Beginn einen langfristigen Trainingsplan (oder bekommt diesen von einem Coach erstellt), der jedoch immer wieder auch flexibel angepasst werden kann. Ganz wichtig ist es, den Trainingsplan auf das gegenwärtige Fitnesslevel abzustimmen. So haben Läufer*innen, die schon 10 mal einen Marathon gelaufen sind und regelmäßig trainieren ein anderes Ausgangs-Fitnesslevel für den Trainingsplan, als Läufer*innen, die bislang als längste Strecke von der Couch zum Kühlschrank gelaufen sind. Unterstützt wird die Anpassung und Individualisierung des Trainingsplans im besten Fall noch durch eine Leistungsdiagnostik, bei welcher alle fitnessrelevanten Parameter analysiert werden (z.B. max. Herzfrequenz, Körpermaße, max. Sauerstoffaufnahme, etc.). Denn nur so können die Einheiten im Trainingsplan auf das Fitnesslevel abgestimmt werden. Eine Einheit mit 10 Kilometern laufen kann für den geübten Läufer eine entspannte Einheit sein und gleichzeitig für den ungeübten Läufer eine riesengroße Herausforderung.
Dies hört sich selbstverständlich und ganz logisch an.
Doch im Lernen wird genau dies häufig nicht beachtet. Es gibt One-Size-Fits-All Lösungen für alle Wissenslevel oder Mindsetausprägungen der Lernenden und somit gleicht es zum Teil einer Lotterie, ob die Lerninhalte wirklich für die Lernenden passen. Deshalb sollte auch beim lebenslangen Lernen unbedingt eine Standortanalyse zu Beginn gemacht werden.
2 mal 30 Kilometer Trainingseinheiten und das war’s?
Neben der Individualisierung des Trainingsplans ist es bei der Marathon Vorbereitung essentiell wichtig viele Einheiten mit niedriger Intensität zu absolvieren. Es nutzt nichts, wenn man sich bei der Marathon Vorbereitung alle 3 Monate mit höchster Intensität 30 Kilometer lang quält und anschließend für die nächsten drei Monate wieder gar nicht laufen geht. Die Kontinuität macht den Unterschied. Es ist entscheidend dauerhaft Einheiten zu absolvieren und mehrmals die Woche laufen zu gehen. Auch dies klingt absolut logisch bei einem Trainingsplan, jedoch wird genau das beim Lernen in Unternehmen häufig exakt anders herum gemacht. Es gibt zwei Mal im Jahr einen 2-Tages-Workshop mit höchster Intensität und dazwischen bewegen sich die Mitarbeiter*innen in den Tagesaufgaben und jegliches Lernen. Allerdings sollten Mitarbeiter*innen für einen nachhaltigen Lernerfolg kleine Lerneinheiten in sehr regelmäßigen Abständen absolvieren. Dies können auch nur wenige Minuten pro Tag sein, jedoch wird der Lerninhalt durch die Kontinuität stark verankert.
Die Abwechslung macht es!
Wenn ein Trainingsplan für Läufer*innen erstellt wird, wird nicht nur die Intensität auf das Fitnesslevel abgestimmt, sondern die Einheiten innerhalb eines Trainingsplans sind auch immer wieder unterschiedlich. So gleicht keine Einheit der anderen, die einzige Konstante ist die Abwechslung zwischen unterschiedlichen Trainingsansätzen für einzelne Einheiten. So hat man mal kurze schnelle Läufe, dann längere langsamere Läufe, Intervallläufe, Bergläufe, und so weiter. Durch diese unterschiedlichen Reize verbessert sich das Trainingsniveau sehr schnell.
Beim Lernen in Unternehmen wird jedoch häufig immer der gleiche Reiz gesetzt, d.h. immer das gleiche Format genutzt - seien es Web Based Trainings oder Präsenz-Workshops.
Allerdings benötigen Mitarbeiter*innen auch beim Lernen unterschiedliche Reize, um sich optimal und dauerhaft weiterzuentwickeln. Dies bedeutet, dass es auf die Mischung zwischen unterschiedlichen Lernformaten ankommt: Videos, Podcasts, Texte, Reflexions-Sessions, offline Workshops, etc.

Wenn der Trainingsplan der Läufer*innen fortgeschritten ist, wird nochmals eine Leistungsdiagnostik durchgeführt, um den Plan von der Intensität und den Einheiten her anzupassen. Der gleiche Prozess sollte unbedingt auch im Lernen passieren, d.h. nach einer gewissen Zeit des Lernens sollten Mitarbeiter*innen wieder eine neue Diagnostik durchführen, damit eine Anpassung ihres Lernpfades vorgenommen werden kann.
Auch Sportmuffel können für die eigene Weiterentwicklung im Sinne eines lebenslangen Lernens viel von Marathon Trainingsplänen lernen.
In diesem Sinne: 3,2,1, Go!
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