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Mindset Blog

Neu denken und anpassen: Active Sourcing und Interviewführung

Die gegenwärtige Unsicherheit und Risikoscheue der Menschen in Verbindung mit der Corona Krise macht sich auch bei der Suche und Auswahl geeigneter Kandidaten* bemerkbar. Recruiter und HR Professionals stehen vor einer großen Herausforderung, welche im Prinzip ein Paradox in sich beschreibt: Wie begeistere ich spannende Persönlichkeiten für einen Wechsel in Zeiten, in denen die Mehrheit der Arbeitnehmer gar nicht wechseln möchten und eher versuchen an Sicherheit und Stabilität des „Bekannten“ festzuhalten? Der bereits bekannte Fachkräftemangel (oder ist es nicht wirklich der War for talents?) wird also um eine weitere Problematik und damit einer durchschnittlich geringeren Wechselmotivation der Kandidaten erweitert.

Gleichzeitig lösen konzernweite Stellenkürzungen eine enorme Angst und Misstrauen gegenüber dem eigenem Unternehmen, der eigenen Position und gesamten Branchen aus. Daraus folgt wiederum ein erhöhter Zulauf an veränderungsbereiten Kandidaten, mit initiativen Bewerbungen und erhöhter Kontaktaufnahme mit Recruiting Abteilungen und Headhuntern. Zwei gegensätzliche Tendenzen auf dem Arbeitsmarkt, welche auf einen gemeinsamen Nenner, einem Grundbedürfnis des Menschen zusammengeführt werden können: Dem Wunsch nach Sicherheit. Einerseits die geringe Wechselmotivation der Arbeitnehmer, um sich die Sicherheit zu bewahren und andererseits die Suche nach einem Job, um genau dieses Gefühl der Sicherheit in einem anderen Unternehmen bzw. Branche wieder zu erlangen. Wie können also Recruiter und HR Professionals dieser Herausforderung gerecht werden?


Geben Sie Sicherheit und Zuversicht

Sicherheit kann am besten mit Transparenz und Ehrlichkeit adressiert werden. Dies beginnt bereits bei der Ansprache der Kandidaten und wird nochmals im Interviewprozess intensiviert. Trauen Sie sich ruhig, Ihre Kandidatenansprache an diese besonderen Zeiten anzupassen, indem sie den Aspekt der Sicherheit in Bezug auf die Position bzw. das Unternehmen bereits in dieser Stufe klar herausstellen. Im persönlichen Gespräch gilt es, eine besondere Sensibilität für diese Thematik beizubehalten. Seien Sie bereit, kritischen und direkten Fragen seitens der Kandidaten öfter zu begegnen, wie in Zeiten vor der Corona Pandemie. Behalten Sie dabei stets den Fokus auf einer ehrlichen und offenen Kommunikation gegenüber dem Kandidaten. An dieser Stelle sollte die „Sales“ Facette von einem Recruiter nicht das Gespräch dominieren. Ihre Ehrlichkeit und Transparenz im Hinblick auf die aktuelle Situation innerhalb des Unternehmens und die zukünftigen Perspektiven der zu besetzenden Position sind die Basis einer erfolgreichen Stellenbesetzung.


Zeigen Sie Verständnis

Mit der Corona Pandemie beschleunigte sich auch der Wandel der Arbeitskultur: Homeoffice ist zum Normalzustand geworden. Mit dieser Veränderung wird ein großer Teil der Arbeitnehmer vor eine bisher unbekannte Herausforderung gestellt. Der Arbeitsalltag muss nun neu organisiert werden, auch für die Einarbeitung in neue Technologien zur erfolgreichen Kollaboration mit den Kollegen bleibt nicht viel Zeit. Hinzukommt die Ausbalancierung des Privatlebens mit dem Beruf, welche vor allem den Mitarbeitern mit Familien nicht leichtfällt. An dieser Stelle zeigt sich, dass der gegenwärtige Wandel nicht nur den Mikrokosmos des Arbeitnehmers betrifft, sondern auch die Recruiting Prozesse und das Mindset der HR Professionals. Zeigen Sie Verständnis, wenn im Zoom-Interview mal die Kinder zu hören sind oder die Technik einem einen Strich durch die Rechnung macht. Mit Ihrem Einfühlungsvermögen für die Situation der Kandidaten nehmen Sie die unnötige Spannung aus dem Gespräch raus und schaffen eine angenehme Atmosphäre. Geben Sie zu verstehen, dass Sie sich den gegenwärtigen Herausforderungen der Kandidaten bewusst sind und gewinnen Sie damit einen großen Vertrauensvorsprung und Sympathiepunkte für Ihr Unternehmen.


Interviewführung: Nähe trotz physischer Distanz

Online Interviews sind für Recruiter und HR Professionals längst kein neues Format mehr. Häufig wird es als ein Teilschritt im Bewerbungsverfahren eingesetzt und ist einem persönlichen Treffen vorgelagert. Neu ist allerdings, die Tatsache, dass aufgrund der aktuellen Situation ein Face-To-Face Gespräch kaum mehr stattfinden kann und dass ein Online Interview somit nicht ergänzend ist, sondern vielmehr als ein Hauptbestandteil im Bewerbungsverfahren fungiert. Die Schwierigkeit liegt dabei in der Herausforderung, Nähe trotz einer physischen Distanz zu schaffen, um damit eine möglichst vertrauensvolle Atmosphäre im Interview zu kreieren. Hier lautet die Devise: Distant Socializing, statt Social Distancing. Wir bei ONESTOPTRANSFORMATION sind nämlich davon überzeugt, dass ein Kennenlernen und eine volle Wahrnehmung der Persönlichkeit eines Individuums insbesondere in einer positiven emotionalen Umgebung gelingen kann. Mit Sicherheit stellt dies einen höheren Anspruch an die (rhetorischen) und empathischen Fähigkeiten des Interviewers dar. Grundsätzlich kann an dieser Stelle empfohlen werden: Lächeln Sie ruhig einmal mehr wie gewohnt, achten Sie auf helle Lichtverhältnisse sowie auf Ihre Mimik und Gestik im Gesprächsverlauf.


Soft Skills sind die Hard Skills von morgen

Die Corona Pandemie verstärkt diese These und verdeutlicht den Recruitern einmal mehr, dass Soft Skills den Hard Skills auch bei der Identifikation von geeigneten Kandidaten den Vorrang nehmen. Das Jahr 2020 hat so klar wie noch nie zuvor gezeigt, dass Veränderungsbereitschaft aber auch ein offener Umgang mit Scheitern sowie Kreativität ausschlaggebend für eine Zukunftsfähigkeit der Unternehmen sind. Daher empfehlen wir einen verstärkten Fokus auf die Soft Skills im Auswahlprozess der Kandidaten. Ergänzend zum Interview bietet sich hierzu der Einsatz eines diagnostischen Tools an, um mögliche subjektive Verzerrungen in der Kandidateneinschätzung zu minimieren. So kann beispielsweise mit Hilfe des Digital Competence Indicators, einem modernen Diagnostik Tool, die Ausprägung einer Persönlichkeit in 6 erfolgskritischen Dimensionen abgebildet werden. Rund um das digitale Mindset geht es dabei nicht um die Hard Skills, wie Programmiersprachen oder Software Kenntnisse, sondern um die Dimensionen Kundenzentriertheit, Proaktivität & unternehmerische Handlungsorientierung, Kreativität & Gestaltungsmotivation, Offenheit & Agilität, Offener Umgang mit Scheitern sowie Kritikfähigkeit.


Nutzen Sie die Herausforderung als Chance hervorragende Mitarbeiter für Ihr Unternehmen zu gewinnen!

Die gegenwärtigen Herausforderungen für HR sind groß, so aber auch die Chancen! Diese besondere Zeit bietet die Möglichkeit nicht nur komplexe Bewerbungsprozesse zu verschlanken, sondern zunehmend den Fokus auf den Faktor „Mensch“ im Tun und Handeln jeden Recruiters und HR Professionals zu setzen. Damit kann nicht nur der kurzfristige Erfolg einer schnellen Stellenbesetzung gesichert werden, sondern vielmehr ein langwährendes, positives Image des Unternehmens sowie eine erhöhte Mitarbeiterbindung aufgebaut werden. Unterstützt wird dies durch eine Atmosphäre von Vertrauen und Transparenz. Trauen Sie sich auch, Persönlichkeiten einzustellen, die vielleicht nicht dem Hard Skill-Idealprofil entsprechen, aber in den diversen Soft Skill-Dimensionen das Unternehmen und die Fachabteilung weiterbringen. Auch das ist gelebte Diversität.


*aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Text die männliche Version verwendet, natürlich sind jeweils m/w/d damit gemeint.

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